Interview des Tagesspiegel mit Werner Barth (Philip Morris GmbH)

„Geschmacksfragen, Wachstum im schrumpfenden Markt und das Rauchen der Zukunft“. Dies sind die Themen eines Interviews, das der Tagesspiegel am 11.06.2012 mit dem Geschäftsführer der deutsch-österreichischen Philip Morris GmbH geführt hat. Zu bestaunen ist die noble Fassade des Unternehmens. Aufschlussreicher sind die Blicke hinter die Fassade. Bemerkenswert schließlich, mit welcher Unverfrorenheit der Manager ethische Bedenken gegen die Zigarettenproduktion und Vermarktung ignoriert und wie niedrig er das kritische Denkvermögen der deutschen Bevölkerung einschätzt.

Das Folgende bringt einen Auszug aus dem Interview des Tagesspiegel (T) mit Barth (WB). Das vollständige Interview ist abrufbar unter: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/interview-eine-sichere-zigarette-gibt-es-nicht/6732488.html. (Die Unterstreichungen stammen von der Redaktion der Webseite):

T:..…. Sind Zigaretten alle gleich gut oder schlecht, egal wer sie produziert?

WB: Nein, da gibt es große Unterschiede. Zunächst spielt beim Geschmack die Psychologie eine Rolle…... Die Situation, in der man raucht, hat großen Einfluss. …. Aber unabhängig vom Geschmack gibt es Faktoren, die bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen.

T: Welche denn noch?

WB: …….Die Produktionsstandards, unter denen die Zigarette hergestellt wurde…….Die Vermarktungsstandards sind mindestens genauso wichtig. Sie kaufen ja in erster Linie eine Marke. Die transportiert mehr als nur den reinen Geschmack. Sie transportiert Qualität und Profil.

T: Jetzt übertreiben Sie aber.

WB: Nein, wir halten das für extrem wichtig und weisen daher alle Bestrebungen der EU-Kommission zurück, Marken im Prinzip zu verbieten. Nichts anderes ist es ja, was derzeit unter dem Stichwort „Plain Packaging“ diskutiert wird.

T: Die einheitlich gestaltete Schachtel: Wo ist das Problem? Das Produkt darin bliebe doch das gleiche.

WB: Was möchte die Politik denn erreichen? Wenn es ihr Ziel ist, das Rauchen zu reduzieren gut. Aber ist die neutrale Schachtel das richtige Instrument? Nein. Die Methode ist bestenfalls nutzlos. Es gibt keinerlei wissenschaftlichen Beweis, dass die Einheitsverpackung das Rauchen eindämmen würde. Es wäre aber ein dramatischer Eingriff in unsere Markenrechte.

T: Auch in legalen Zigaretten stecken Giftstoffe. Einige Raucher kaufen daher Tabak ohne Zusatzstoffe. Was taugt der?

WB:…… Der springende Punkt ist, dass Rauchen schwere Krankheiten verursacht, ganz gleich ob Zusatzstoffe verwendet werden oder nicht.

T: Wie machen sich die steigenden Endkundenpreise bei Ihnen bemerkbar?

WB: Das Niedrigpreissegment ist in den vergangenen Jahren gewachsen, auch wächst der Anteil der Konsumenten, die ihre Zigaretten selbst rollen oder stopfen. Auch geht die Zahl der Raucher insgesamt zurück. Wir bewegen uns in einem stark regulierten Markt, was mein Haus befürwortet ……. Die Regulierung folgt dem gesundheitspolitischen Ziel, dass weniger Menschen rauchen. Das unterstützen wir.

T: Klingt paradox. Sie bekämpfen Ihren eigenen Markt. Wie wollen Sie da wachsen?

WB: Weltweit betrachtet hat Philip Morris rund 16 Prozent Marktanteil, hierzulande sind es 36 Prozent, zwei Drittel kontrollieren die Wettbewerber. Da haben wir also immer noch Raum für Wachstum. Auch gibt es Länder, in denen wir nicht so stark vertreten sind wie hier.

T: Sie engagieren sich im Kiez, fördern Initiativen gegen häusliche Gewalt, Integrationskurse. Aber warum kein Krebsforschungszentrum oder Anti-Rauch-Training?

WB: Es ist gute amerikanische Tradition, dass man an den Standorten, an denen man produziert, einen Teil des Gewinns der Gesellschaft vor Ort zurückgibt. Wir haben global Themenbereiche definiert, in denen wir uns engagieren wollen. Unsere Schwerpunkte in Deutschland liegen bei Projekten gegen häusliche Gewalt, für Integration und Bildung.